Seit den 1950er Jahren ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass jedes Kind neben den körperlichen Grundbedürfnissen (wie z.B. nach Nahrung) auch überlebenswichtige
psychische Grundbedürfnisse hat. Das zentrale psychisch-emotionelle Grundbedürfnis ist das Bedürfnis nach Bindung.
Inzwischen wird immer deutlicher, wie wichtig auch die Qualität der Bindung des Kindes an seine Bezugspersonen ist: sicher gebundene Kinder sind selbstsicherer, lernen
leichter, zeigen eine bessere psychosoziale Entwicklung, eine bessere Sozialkompetenz - und weisen seltener psychische Erkrankungen auf.
Von grosser Bedeutung für das Bindungsverhalten des ganzen Lebens sind die ersten Bindungserfahrungen. Deshalb kommt dem Aufbau und dem Sorgetragen der
Eltern-Kind-Bindung eine entscheidende Bedeutung zu. Wir verstehen heute sehr genau wie der Bindungsaufbau auf hormoneller und psychisch-emotionaler Ebene stattfindet.
Dieses Wissen erlaubt es uns, den Aufbau einer sicheren Eltern-Kind-Bindung zu unterstützen oder nachzuholen.
Das Ziel der Emotionellen Ersten Hilfe (EEH) ist die Unterstützung und der Erhalt der emotionalen Bindung zwischen Eltern und Kind.
In der EEH wird davon ausgegangen, dass durch lang anhaltenden Stress die Bindungsbereitschaft von Eltern und Kind verloren geht. Mit Methoden aus der Körpertherapie (wie z.B.
Visualisierungs- und Atemtechniken) werden Eltern und Kind unterstützt in einen Zustand der Selbstwahrnehmung und Bindungsbereitschaft zurückzukehren. So finden die Eltern in
sich Halt und Sicherheit, welche sie ihrem Kind weitergeben.
Aus den Erkenntnissen der Pränatalpsychologie sowie der Gehirn- und Bindungsforschung wurde das Konzept der EEH in den 90er Jahren von Thomas Harms
(Körperpsychotherapeut, Bremen) entwickelt.
Ursprünglich wurde die EEH in der Krisenintervention bei Schreibabys angewendet. In den vergangenen Jahren hat sich aber zunehmend gezeigt, dass die Methode in der Frühprävention
und Eltern-Baby-Therapie sehr erfolgreich eingesetzt werden kann.